Stefan Hermann:

Trotz Fall Teichtmeister: Stadt Graz wirbt für Otto Mühl!

Offizielle Homepage der Stadt Graz wirbt für Ausstellung mit Werken des verurteilten Sexualstraftäters Otto Mühl – Kontextualisierung in Zusammenhang mit Ausstellung offenbar kein Thema; FPÖ fordert Stadtrat Riegler zum Handeln auf.

Der Fall des Schauspielers Florian Teichtmeister, der sich in Kürze wegen des mutmaßlichen Besitzes zehntausender Dateien mit kinderpornografischem Inhalt vor Gericht verantworten muss, schockierte ganz Österreich. Eine tiefgreifende politische Debatte über strengere gesetzliche Regelungen entbrannte und die Bundesregierung stellte jüngst sogar entsprechende Schritte in Aussicht. Insbesondere in der Kunst- und Kulturszene lösten die Enthüllungen um den Ex-Burgtheaterschauspieler vielseitige Reaktionen aus. In der Landeshauptstadt Graz scheint die nun eingetretene Sensibilisierung für das Thema Kindesmissbrauch und die rigorose Distanzierung von Tätern, die sich solcher Delikte schuldig machten, nicht im notwendigen Ausmaß vorhanden zu sein. So wird für eine heute beginnende Ausstellung mit Werken von Otto Mühl im Palais Trautmansdorff auf einer offiziellen Homepage des Kulturamtes der Stadt Graz geworben.

Zur Person Mühl schreibt die Online-Enzyklopädie „Wikipedia“ Folgendes: „[…] Im Jahre 1988 wurde in Österreich ein Strafverfahren gegen Otto Mühl eröffnet, in dem auch Kommune-Mitglieder gegen ihn aussagten. Die Anklage legte dar, dass das ‚gemeinsame Aufziehen des Nachwuchses‘ für Mühl den sexuellen Missbrauch sowie die Vergewaltigung von Kindern und Jugendlichen beinhaltet habe. Zudem seien an Jugendliche Drogen weitergegeben worden. Dem setzte Mühl entgegen, dass alle sexuellen Handlungen stets nach den selbstgesetzten Regeln der Gruppe erfolgt seien, wobei Kinder gelernt hätten, frühzeitig und bewusst mit ihrer Sexualität umzugehen. Dass dies einen klaren Widerspruch zu den Gesetzen in Österreich bildete und den Betroffenen lebenslang Schaden zufügte, wollte Mühl nicht anerkennen, und er wies Vorschläge seiner Berater, etwa durch Reue ein günstigeres Urteil zu erzielen, bis zuletzt ab. Otto Mühl wurde 1991 ‚wegen Sittlichkeitsdelikten, Unzucht mit Minderjährigen bis hin zur Vergewaltigung, Verstößen gegen das Suchtgiftgesetz und Zeugenbeeinflussung‘ zu sieben Jahren Haft verurteilt, die er vollständig verbüßte. Der Staatsanwalt erklärte in seinem Plädoyer unter anderem: ‚Mühl hat Terror ausgeübt. … Otto Mühl hat mit Menschen experimentiert, er hat sie manipuliert. … Die Jugendlichen waren nicht freiwillig dort, er hatte ihnen die Eltern genommen und damit die Möglichkeit, die Kommune zu verlassen.‘ […]“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Muehl).

Einen Kontextualisierungstext zum „Künstler“ Otto Mühl oder Hinweise auf seine schwerwiegenden Straftaten, findet man im Rahmen der von der Stadt Graz propagierten Ausstellungsankündigung vergeblich. Für die Grazer Freiheitlichen ein völlig inakzeptabler Zustand. „Es ist nicht hinzunehmen, dass eine Ausstellung mit Werken von Otto Mühl vom Kulturamt der Stadt Graz unreflektiert beworben wird. Während die Büste des unbescholtenen Arztes und Heimatdichters Hans Kloepfer mit einer Kontextualisierungstafel ausgestattet wird und man hier keinesfalls die Person von seinem – in diesem Fall großartigen – Werk trennen möchte, wirbt man für den verurteilten Kinderschänder Otto Mühl ohne jeglichen Hinweis auf dessen furchtbare Taten. Kulturstadtrat Riegler sollte die Bewerbung dieser Vernissage sofort von der offiziellen Homepage nehmen. Die Steuerzahler haben wohl wenig Verständnis dafür, dass auf einer von ihnen finanzierten Internetseite eine Veranstaltung mit Werken von Otto Mühl völlig unkritisch und ohne jede Kontextualisierung beworben wird. Bei einer derartigen Ignoranz gegenüber dem Thema Kindesmissbrauch – gerade angesichts des Falles Teichtmeister – könnte einem speiübel werden“, so FPÖ-Landesparteisekretär LAbg. Stefan Hermann.

Folgende Artikel seien ÖVP-Kulturstadtrat Riegler ans Herz gelegt:
https://thegap.at/otto-muehl-und-das-geschaeft-mit-kindesmissbrauchs-kunst/
https://www.weltkunst.de/kunstwissen/2021/04/otto-muehl-kommune-kunstmarkt-konzett-die-stimmen-der-opfer

Link zur Veranstaltungsankündigung:
https://www.kultur.graz.at/kalender/event/1674118651

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